Der eigene Ort bei OpenStreetMap
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Der eigene Ort bei OpenStreetMap

Open Street Map -- Der eigene Ort als Teil einer weltweiten freien Landkarte

(Stand 2012)

Open Street Map ist ein freies Kartenprojekt, das insbesondere das Wissen und die Kenntnisse der Bewohner vor Ort nutzt. So entsteht eine Karte von Bürgern für Bürger.

Digitale Landkarten sind in den letzten Jahren in vielen Bereichen zunehmend in unser Leben getreten. Kaum jemand begibt sich auf eine längere Autofahrt, ohne sich dabei vom Navi leiten zu lassen. Auch beim Wandern verlässt sich manch Wandersmann nicht mehr auf die Karte aus Papier, sondern konsultiert lieber sein GPS-Gerät oder Smartphone. Und so mancher Nutzer moderner Karten hat sich sicher schon über Kartenfehler geärgert, die ihn nicht ans Ziel, sondern nach Nirgendwo brachten.

Was  werden sich die Leser/innen nun fragen  hat das alles nun mit unseren beiden Ortschaften Grüna und Mittelbach zu tun? Mehr als man denkt schließlich kennen wir uns in unserer Heimat besonders gut aus. Wie wäre es, wenn man dieses Wissen mit anderen Menschen über eine Karte weltweit teilen könnte?

Google Maps und Wikipedia kennt heutzutage fast jeder, aber Open Street Map? Hierbei handelte es sich vereinfacht gesagt um eine Kombination aus der Idee, eine Karte zu erstellen und diese mit den Kenntnissen der Menschen vor Ort zu verbinden. Die Sammlung geografischer Informationen erfolgt als Freizeitbeschäftigung durch interessierte Freiwillige. Jedermann kann dabei mitmachen, besondere Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Die zusammengetragenen Geoinformationen werden anschließend wieder für jedermann unter einer freien Lizenz über das Internet zur Verfügung gestellt. Im Ergebnis kann also jeder die aus den Daten entstehenden Karten kostenfrei und ohne komplizierte Lizenzen privat oder geschäftlich nutzen. Dabei existieren bereits Karten für unterschiedlichste Anwendungen: von der normalen Straßenkarte (www.openstreetmap.de), über Rad- und Wanderkarten (www.hikebikemap.de), welche die entsprechenden Wege und Routen verzeichnen, bis hin zu einer Feuerwehrkarte (www.openfiremap.org), die Hydrant und Ähnliches verzeichnet. Wohlgemerkt, in den Karten ndet sich nur das wieder, was vorher von Freiwilligen eingetragen wurde. Die Karten sind also immer nur so gut, wie es die gesammelten Daten zulassen. Je mehr Menschen sich beteiligen, desto besser wird die Karte (sog. Crowd Sourcing).

Die Verwendung der Open Street Map Daten erschöpft sich aber nicht allein in der Erstellung von Karten aller Art. Mittlerweile haben sich Anwendungen etabliert, die Karten von Open Street Map nur als Hintergrundkarte verwenden. Eine Idee, die mir besonders gefällt, ist eine Karte der Stadt Rostock: www.klarschiff-hro.de – auf dieser Karte kann jeder Bürger Dinge markieren, auf die er die Gemeindeverwaltung aufmerksam machen möchte. Sei es eine defekte Schaukel auf einem Kinderspielplatz, eine wilde Müllablagerung oder ein neues Schlagloch. So kann jeder zur Erhaltung des Ortsbildes ohne viel Aufwand einen kleinen Beitrag leisten. Wäre das nicht auch etwas für Mittelbach und Grüna, damit der Ortschaftsrat unsere Interessen besser und einfacher vertreten kann?

Aber zurück zum eigentlichen Gegenstand dieses Artikels – Open Street Map. Was macht die Karten nun so besonders? Wie eben angedeutet, leben die Karten von den Menschen vor Ort, welche die ihnen wichtigen geografischen Daten selbst in die Datenbank eingetragen haben - sie beruht also auf Bürgerbeteiligung. Wenn man beispielsweise kürzlich in einem Restaurant gut gegessen hat, so kann man dieses in die Datenbank von Open Street Map eintragen, genau so, wie den Streckenverlauf der anschließend unternommenen Wanderung auf dem Baumgartenrundweg. Alles, was man dabei Interessantes entdeckt hat, kann man in die Datenbank eintragen. Den Weg selbst, die Oberflächenbeschaffenheit, die Bank auf der man eine Rast eingelegt hat. Ist man Mitglied der freiwilligen Feuerwehr, trägt man vielleicht statt des Wanderweges die Hydranten oder Rettungswege ein, die man unterwegs gesehen hat usw. So trägt jeder vor Ort dazu bei, dass die Karte detailreicher und in der Anwendung vielseitiger wird. Ein kleiner aber wichtiger Beitrag im Kontext einer Weltkarte! Welche Anwendungen in einer Region mit der Karte konkret möglich sind, dass bestimmen die Mitwirkenden über die beigetragenen Daten selbst. Wurden keine Wanderwege eingetragen, kann es keine Wanderkarte geben. Fehlen die Hydranten, dann kann die Feuerwehr die Karte nicht nutzen etc.

Die Eintragung von Daten ist jedem mit sehr kleinem Aufwand möglich. Man benötigt idealerweise ein GPS-Gerät oder Smartphone mit GPS, um den Weg aufzuzeichnen, und zu Hause einen Computer mit Internetanschluss, um die gesammelten Daten zu bearbeiten und zur Datenbank von Open Street Map hochzuladen. Damit man die interessanten Informationen eines Spaziergangs nicht wieder vergisst, bevor man den heimischen Computer erreicht hat, sollte man außerdem einen Fotoapparat beziehungsweise Notizblock mitführen und sich damit unterwegs kleine Gedankenstützen anfertigen. Oder man druckt sich vor der Wanderung eine Karte unter www.walking-papers.org [mittlerweile eingestellt] aus und notiert wichtige Informationen darauf, ganz ohne GPS. Mit wenig Einarbeitungsaufwand kann man dann die gesammelten Informationen über einen Editor (z.B. JOSM) erfassen und anschließend zur Datenbank hinzufügen. Das Ergebnis der Eintragungen wird in der Regel schon wenige Minuten später auf der Internetkarte von www.openstreetmap.org angezeigt.

Weil die Karten von Open Street Map auf Beobachtungen von Menschen beruhen, die das eintragen, was sie selbst vor ihrer Haustür gesehen haben, sind diese Karten besonders zuverlässig und zeigen manchmal Details, die auf den Karten kommerzieller Anbieter fehlen, weil diese davon nichts wissen oder wissen wollen.

Die große Stärke der „Mitmachkarte“ Open Street Map ist, dass sich in ihr die Identifikation und Verbundenheit der Bewohner einer Ortschaft widerspiegelt. So können schon fast vergessene Flur- oder Gebäudenamen auch für künftige Generationen festgehalten werden. Weitere Vorteile sind, dass Veränderungen vor Ort nicht erst nach Jahren in einer Karte erscheint, sondern fast unmittelbar. Vereine und Gewerbetreibende können die Karten in der Regel ohne komplizierte Lizenzvereinbarungen und teure Lizenzgebühren verwenden.

Bei Interesse an Open Street Map und seinen Karten findet man weitere Informationen im Internet unter www.openstreetmap.de. Sollten den Leserinnen und Lesern beim Blick auf die Karten von Open Street Map einen Fehler entdecken oder wichtige Einträge vermissen, kann man dies unter www.openstreetbugs.de [Anmerkung: mittlerweile in die Hauptkarte www.openstreetmap.org implementiert] melden. Einfach auf den Bereich in der Karte zoomen und die entsprechende Stelle per Mausklick markieren und mit einem kurzen Kommentar versehen.

Abschließend sei noch darauf hingewiesen, dass sich Open Street Map primär mit der Erfassung heutiger geografischer Daten beschäftigt. Wer sich mehr für die historischen Aspekte unserer Kulturlandschaft interessiert, dem sei das Projekt Klecks (www.kleks-online.de) empfohlen. Hier können in eine geografische Datenbank auch längst untergegangen Objekte, wie ehemalige Mühlen, der Platz an dem unser Oberförster G. Baumgarten mit seinen Luftschiffen experimentierte und Ähnliches, in eine Karte eingetragen werden.

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Zum Artikel wurde auch ein Vortrag gehalten. Die Vortragsfolien (aus lizenzrechtlichen Gründen ohne Bilder) und das Plakat mit der Ankündigung des Vortrags stehen zum Download bereit.